In der Steinbauergasse 12 treffen einander Rocker und Großmütter: Im „Haus der Nähmaschinen“ wird das Miteinander und die Nachhaltigkeit hoch gehalten.
WIEN/MEIDLING. Begonnen hat alles vor drei Jahren, erinnert sich Wolfgang Köttl. Damals entschied er sich, seinen Job auf den Nagel zu hängen. „Ich war nicht mehr glücklich“, erinnert er sich. Gemeinsam mit seiner Frau Jana Ristic entschied er, sich selbstständig zu machen. „Ich bin dabei nur der Mann im Hintergrund“, schmunzelt der 63-Jährige. „Dabei habe ich meiner Frau ermöglicht, dass sie sich ihren Lebenstraum erfüllen kann.“
Jana Ristic mir ihrer Lieblingsmaschine. Foto: Pufler
Ristic hatte bereits die Meisterklasse in der Herbststraße absolviert und arbeitete als Schneiderin. „Mein Ziel war es von Anfang an, ein eigenes Geschäft zu führen“, so die 48-Jährige. Nur das richtige Geschäftslokal fehlte dazu. Und das fanden die beiden vor drei Jahren in Meidling.
Jana Ristic und Wolfgang Köttl führen das „Haus der Nähmaschinen“ bereits seit drei Jahren. Foto: Pufler
Der tägliche Plausch
In dem Lokal in der Nähe des Gaudenzdorfer Gürtels haben sich die beiden inzwischen gut eingeführt und ein großes Angebot: Von Nähmaschinen über Stoffe bis hin zu einzelnen Knöpfen findet man hier beinahe alles, was man zum Nähen, Klöpeln, Sticken oder etwa auch Stricken braucht.
Ein Hundekopf, von Jana Ristic selbst genäht. Foto: Pufler
„Es freut mich, dass unsere Kundinnen und Kunden oft auf einen Plausch oder eine Tasse Kaffee vorbeischauen“, strahlt die Chefin. In entspannter Atmosphäre shoppt es sich auch gleich besser, wissen die Meidlingerinnnen und Meidlinger zu schätzen. Und das Wissen der Chefin ist ein weiterer Grund, hier einmal vorbeizuschauen: Bevor Ristic etwa eine neue Nähmaschine kauft, wird sie erst einmal kontrolliert, ob sie auch wirklich hält, was sie verspricht. So kann sie dann auch den Kunden die Vor- und Nachteile der Maschine erklären.
Von der Hose zur Tasche
Und Wegwerfen ist für die Meister-Schneiderin nur die allerletzte Option. Denn bevor etwa eine Lederjacke mit Löchern weggeworfen wird, nimmt sich die Chefin sprichwörtlich Zwirn und Nadel und repariert das gute Stück. So kann auch ein Logo einer Rocker-Gang umgeschneidert und wieder weiterverwendet werden.
Hier bearbeitet Jana Ristic gerade eine Lederjacke: Das Logo wird hier ausgetauscht. Foto: Pufler
„Eine Kundin kam vor kurzem mit einer Jeans vorbei, die sie nicht mehr tragen konnte“, erinnert sich Ristic. „Ich konnte dann aus der Hose eine Tasche zaubern. Man muss darauf achten, dass man mit den Rohstoffen sparsam umgeht und nicht gleich alles wegwirft.“
Natürlich gibt es im Haus der Nähmaschinen auch Stoffe und auch Nähkurse werden hier angeboten. Und wenn einmal ein Knopf verloren gegangen sein sollte, dann wird dieser auch wieder ersetzt: „Bei uns gibt es sie auch einzeln“, so die Schneidermeisterin.
Titelbild: Im Haus der Nähmaschinen von Jana Ristic und Wolfgang Köttl kann man auch einzelne Knöpfe ordern. Foto: Pufler