In der Wolfganggasse gibt es einen Lebenscampus. Um genügend Pflegekräfte vor Ort zu haben, kommen Experten aus Südamerika nach Meidling.
WIEN/MEIDLING. 2030 fehlen in Österreich rund 75.000 Arbeitskräfte im Pflegebereich. „Rechnet man die 2024 von der Statistik Austria erhobenen Absolventenzahlen hoch, lässt sich abschätzen, dass bis 2030 aus eigener Kraft lediglich rund 40.000 Pflegekräfte bereitstehen werden“, rechnet Monika Schüssler, Geschäftsführerin der Österreichischen Jungarbeiter Bewegung (ÖJAB), vor.
In Meidling hat man dabei im Lebenscampus Wolfganggasse ein Paket geschnürt, bei dem man sowohl auf den Zuzug als auch auf die Ausbildung als Säulen für die Zukunft setzt. „Seit Juli nehmen wir Pflegerinnen und Pfleger aus Kolumbien auf“, erklärt die Expertin ihr Konzept.
60 Pflegekräfte geplant
Bis 2027 soll die Zahl der Betreuer dann auf 60 aufgestockt sein. Dabei wollen die neu nach Meidling zugezogenen Pflegerinnen und Pfleger ihren Lebensmittelpunkt auch in Zukunft im Zwölften verbringen. Das ist auch leicht möglich, da in der Wolfganggasse ein Mix an verschiedenen Wohneinheiten entstanden ist.
Sergio aus Kolumbien bei seiner Arbeit in Meidling. Foto: ÖJAB
Das geht sogar so weit, dass auch Studenten und Auszubildende teilweise Tür an Tür zu Seniorinnen und Senioren leben. Das hat unter anderem den Vorteil, dass einerseits mehr Verständnis zwischen den Generationen erlebt wird. Andererseits bekommt man so auch schon zu Studiums-Zeiten mit, wie das Leben als Pfleger oder Pflegerin aussehen könnte und welche Aufgaben zu erledigen sind.
Eine eigene Schule
„Ich habe in Bogotá in etablierten Sprachschulen rund zwei Jahre lang Deutsch gelernt“, erzählt Sergio, der im Lebenscampus Wolfganggasse schon gut angekommen ist und hier bereits seinen Dienst versieht. „Nach meiner Ankunft wurde ich von den neuen Kolleginnen und Kollegen tatkräftig unterstützt“, bedankt er sich über deren Hilfe.
Sergio hat sich bereits in Meidling gut eingelebt. Foto: ÖJAB
Die inzwischen zwei neuen Pflegekräfte, die in Meidling mit der Rot-Weiß-Rot-Karte arbeiten, werden in den stationären und auch mobilen Einrichtungen eingesetzt. „Inzwischen sind bereits zwei Pflegekräfte auf diese Art und Weise nach Meidling gekommen und haben sich schon sehr gut in ihrer neuen Heimat eingelebt“, so Schüssler. Dabei denkt sie bereits weiter, denn der ÖJAB bildet die Pflegekräfte auch selbst aus. Erleichtert wird dies etwa durch die Pflegeschule, die in der Storchengasse in Rudolfsheim-Fünfhaus gegründet wurde. Immerhin absolvieren jährlich 32 Personen den einjährigen Lehrgang zur Pflegeassistenz.
Titelbild: Sergio aus Kolumbien (Mitte) wurde von seinen neuen Kollegen herzlich aufgenommen. Foto: ÖJAB