Hana Royer unterrichtet die Fachsprache Deutsch in der Pflege. Dabei überrascht die Meidlingerin immer wieder mit gratis-Ausflügen, lernt selbst viel dazu und hilft mit, wo sie kann.
WIEN/MEIDLING. Ein geflügeltes Sprichwort besagt, Deutsch sei eine schwere Sprache. Hana Royer kann davon ein Lied singen, denn die Meidlingerin unterrichtet am BPI der ÖJAB am Lebenscampus Wolfganggasse der österreichischen Jungarbeiter Bewegung (ÖJAB). Hier bringt sie künftigen Pflegerinnen und Pflegern Deutsch als Fachsprache in der Pflege bei.
„Das klingt eigentlich ganz einfach, ist es aber nicht“, so Hanna Royer. Sie unterrichtet schon seit Jahren Deutsch, aber es gibt immer wieder Zungenbrecher, die sich nur schwer aussprechen lassen.
Die ÖJAB ist ein gemeinnütziger Verein, der Studierenden und Jugendlichen ein Zuhause am Ausbildungsort zur Verfügung stellt. Mehr als 4.800 Wohnplätze werden in Studierenden- und Jugendwohnheimen angeboten. Jährlich unterstützt der Verein etwa 1.200 überwiegend sozial benachteiligte Jugendliche und Erwachsene auf ihrem Bildungsweg.
Über Buchstaben stolpern
Wenn nun jemand den Pflegeberuf einschlagen möchte, dann wird das teilweise ein großes Problem: „Menschen, die erst seit Kurzem diese Sprache erlernen, stolpern etwa schon mit Worten wie Hundebesuchsdienst“, so Royer. Aber auch „Blutentnahme“ oder Bronchien sind nicht die einfachsten.
Die künftigen Pflegerinnen und Pfleger besuchten das Franziskus-Spital. Hanna Royer organisierte den Ausflug. Foto: ÖJAB
„So richtig schwierig wird es aber, wenn es um Wirkstoffe geht“, so die Sprachlehrerin. „Mit Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Ambroxolhydrochlorid, ein medizinischer Wirkstoff, haben viele Menschen große Probleme“, schmunzelt sie. Auch wenn viele der Pflegerinnen und Pfleger diese Worte kennen, da die Wirkstoffe ja zumeist lateinisch sind.
Gratis-Ausflüge in Spitäler
In Meidling bringt die 40-Jährige die Worte bei, die Pflegerinnen und Pfleger benötigen. Doch dabei belässt es die Meidlingerin nicht. Aus eigenem Antrieb sucht sie immer wieder Möglichkeiten, wie sie die künftigen Pflegerinnen und Pfleger auf ihrem Berufsweg vorbereiten kann. „Ich finde diese Arbeit sinnvoll und wichtig“, erklärt sie. Schließlich gibt es zu wenig Menschen, die in diesem Bereich arbeiten.
Hana Royer unterrichtet die Fachsprache Deutsch in der Pflege. Foto: Karl Pufler/MeinBezirk
Viel Wert legt sie dabei auch auf die Praxisnähe. So geht sie mit ihren Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern zu verschiedenen Spitälern, um zu zeigen, worauf es für ihre Schützlinge im kommenden Beruf ankommt. So unternimmt sie immer wieder Ausflüge. Ziele sind etwa das Franziskus-Spital in Margareten oder das Haus Gustav Klimt der „Häuser zum Leben“ in Penzing, die sie im Rahmen des Kurses besuchen. Die Termine organisiert Royer ehrenamtlich ist sehr dahinter, spannende, vielseitige und interessante Ausflugsziele zu finden.
Hilfe für die Zukunft
„Berufshilfe“ bietet die Meidlingerin ebenfalls an, schließlich kennt sie schon die nötigen Schritte, wie man etwa zu einem Arbeitsplatz kommen könnte: „Die Polin Karoline arbeitete bereits fünf Jahre in einem Heim für Seniorinnen und Senioren und wollte Pflegerin werden“, so Royer über eine ihrer Kursteilnehmerinnen. „Doch niemand hat ihr erklärt, dass sie den Beruf Pflegeassistenz in Österreich mit Abschluss erlernen muss.“
Das Positive daran: die 40-jährige konnte Karoline helfen und die künftige Pflegerin hat nun ihre Berufsausbildung gestartet. „Für mich ist es das schönste Weihnachtsgeschenk, wenn meine Schützlinge einen Job in der Pflege bekommen“, strahlt Royer.
Titelbild: Hanna Royer ist im BPI der ÖJAB der österreichischen Jungarbeiter Bewegung tätig und bringt dort Personen Deutsch bei. Aber kein normales Deutsch, sondern die Fachsprache, die in der Pflege verwendet wird. Foto: Karl Pufler/MeinBezirk