Der Bahnhof Meidling erhielt einen Feinschliff. Die Passage wurde mit Bildern des verschwundenen Prónaygartens geschmückt, der im 19. Jahrhundert dem Bau der Südbahn weichen musste.
WIEN/MEIDLING. Die Wände der Passage des Bahnhofs Meidling erinnern an die Geschichte. Der Künstler Christian Kosmas Mayer hat den verschwundenen Prónaygarten unter dem Titel „Der verlorene Garten“ zu Bild gebracht. Dass keine originalen Abbildungen des Gartens in Archiven existieren, inspirierte den Künstler dazu, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
„Auf Basis meiner historischen Recherchen habe ich zunächst Zeichnungen des Gartens angefertigt“, erklärt der Künstler. Anschließend hat er sie von einer Künstlichen Intelligenz (KI) überarbeiten lassen, die auf Biedermeierkunst trainiert ist.
Zu sehen bekommen die Kunstwerke zahlreiche Menschen. Rund 85.000 Fahrgäste nutzen laut ÖBB täglich den zentralen Knotenpunkt. Dabei sehen sie nicht nur die Bilder des Künstlers, sondern können sich auch über die Geschichte dahinter informieren.
Die Geschichte des Gartens
Eine Tafel erklärt, was es mit dem Prónaygarten auf sich hat. Die Anlage entstand im späten 18. Jahrhundert und war in Hetzendorf angesiedelt. Bekannt wurde sie allerdings erst, als sie von Sigismund Freiherr von Prónay gekauft wurde. Gekostet soll der Garten inklusive einem Landhaus 35.000 Gulden haben.
Die Bilder entstanden mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI). Foto: Andreas Pölzl/MeinBezirk
Prónay ließ einen Biedermeiergarten anlegen, der sich schnell zu einem prachtvollen botanischen Garten entwickelte. Der Zugang war nicht jedem und jeder gestattet. Erlaubt war es etwa Studierenden der Wiener Universität, den Park zu benutzen. Auch Ludwig van Beethoven nächtigte im Haus und empfing dort Besuch von Franz Grillparzer. Die Anlage musste jedoch dem Bau der Südbahn weichen. Davor wechselte er noch zweimal die Besitzer. Ab 1839 kamen Teile des Gartens weg, 1915 wurde auch die Villa abgerissen.
Modernisierung am Bahnhof
Neben dem 300 Quadratmeter großen Kunstwerk werden am Bahnhof Meidling auch weitere Modernisierungsarbeiten durchgeführt. Es gibt etwa verbesserte Beleuchtung für ein höheres Sicherheitsgefühl. Auch für Barrierefreiheit wurde gesorgt. Zudem erhalten die Fahrgäste in Echtzeit aktuelle Abfahrts- und Ankunftszeiten auf neuen Informationsbildschirmen.
„Ich freue mich sehr über die Modernisierung des Meidlinger Bahnhofs“, zeigte sich Bezirksvorsteher Wilfried Zankl (SPÖ) begeistert. „Die Meidlinger Biedermeiergärten machen den Start einer Reise genauso schön wie das Ziel“.
V.l.: Cornelia Offergeld, Künstlerische Leitung von KÖR, Erich Pirkl, Geschäftsführer der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH, Wilfried Zankl (SPÖ), Bezirksvorsteher Meidling und Künstler Christian Kosmas Mayer bei der Enthüllung. Foto: Andreas Pölzl/MeinBezirk
Das Kunstwerk soll dazu beitragen, dass sich die Fahrgäste am Bahnhof wohlfühlen. „Zudem möchten wir mit der Integration von Kunst im öffentlichen Raum dem Bahnhof eine einzigartige, kulturelle Note verleihen“, erklärt Erich Pirkl, Geschäftsführer der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH.
Entstanden ist das Werk in Kooperation mit der Stadt Wien und KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien. Cornelia Offergeld, künstlerische Leiterin von KÖR, erklärt, dass es das Ziel sei, „Kunst als einen selbstverständlichen Bestandteil der Gesellschaft für die Menschen öffentlich zugänglich und erlebbar zu machen“.
Titelbild: Entlang der Wand der Passage ist am Bahnhof Meidling ein 300 Quadratmeter großes Kunstwerk zu sehen.
Foto: Andreas Pölzl/MeinBezirk